Miriam-Mirza
Mehr Sicherheit in der Arzneimitteltherapie durch den Einsatz von IT
In den nächsten Jahren wird der Gebrauch von Arzneimitteln in der Therapie gerade im Hinblick auf den demografischen Wandel weiter ansteigen. So groß der Nutzen von Medikamenten auch ist, damit ist jedoch auch immer ein Risiko verbunden: International spricht man von fast 10 Prozent der internistischen Krankenhausaufnahmen, die durch so genannte unerwünschte Arzneimittelereignisse (UAE) verursacht werden. Meist geschehen diese aufgrund eines nicht bestimmungsgemäßen Gebrauchs, der dem Patienten schadet, eine Behandlung erfordert und in extremen Fällen sogar zum Tod führen kann. Ein sinnvoller Technikeinsatz kann an dieser Stelle Leben retten.
Die IT kann den Arzt nicht ersetzen
Wichtig ist jedoch zu betonen, dass IT-gestützte Maßnahmen lediglich als Unterstützung des Arztes in Form einer Entscheidungshilfe dienen können. Sie können ihn keinesfalls ersetzen. Denkbar wäre beispielsweise die Nutzung einer Datenbank, die Informationen wie Nebenwirkungen oder Kontraindikationen der in Deutschland vertriebenen Arzneimittel aufführt. In Krankenhäusern könnte die elektronische Erfassung von Medikamentenverordnungen in Kombination mit der Dokumentation von Einnahme, Verlauf und Befund die Arzneimitteltherapie verbessern. Der Vorteil für die Behandler: Solche Systeme können rechtzeitig Hinweise zu möglichen unerwünschten Ereignissen wie Kontraindikationen oder beim Patienten vorliegende Allergien geben.
Überalarmierung vermeiden
Um solche Systeme effektiv zu integrieren, ist jedoch eine Analyse der Arbeitsabläufe notwendig. Darüber hinaus gilt es das Problem zu lösen, dass die IT nur schwer abbilden kann, nämlich wie die individuelle Reaktion eines Patienten auf ein bestimmtes Medikament sein wird. Das hat zur Folge, dass das AMTS-System oft viele, aus Anwendersicht unnötige Hinweise abgibt. Diese empfundene „Überalarmierung“ kann dazu führen, dass der Anwender beginnt, diese zu ignorieren. Um die Systeme dahingehend zu verbessern, muss noch viel Forschungs- und Entwicklungsarbeit geleistet werden.
Um AMTS-Lösungen deutschlandweit einzuführen, fehlt es oft nicht nur an den notwendigen Investitionen, sondern vor allem an einheitlichen technischen und semantischen Standards. Doch zumindest in Bezug auf die Technik kommt Bewegung: Derzeit wird von Experten an Schnittstellen und Austauschformaten gearbeitet, die einen sicheren Datenaustausch von Informationen ermöglichen sollen. Aktuell existieren noch zahlreiche Medikationsplan-Varianten verschiedener Software-Hersteller für Ärzte, Apotheker, Krankenhäuser und Pflegeheime. Diese sollen nun durch einen bundeseinheitlichen patientenorientierten Medikationsplan ersetzt werden. Erste Tests gibt es auch schon. In Rheinland-Pfalz startete das Modellprojekt „Vernetzte Arzneimitteltherapiesicherheit mit dem elektronischen Medikationsplan in Rheinland-Pfalz“. Ziel des Projekts ist, unerwünschte Wirkungen, Doppelverordnungen oder Wechselwirkungen von Arzneimitteln zu vermeiden. Patienten sollen nach einem Krankenhausaufenthalt einen Medikationsplan erhalten, der von Hausärzten und Apothekern elektronisch aktualisiert werden kann. Ein wichtiger Schritt hin zu mehr Patientensicherheit.

Über den Autor
Die Journalistin Miriam Mirza hat Germanistik und Anglistik studiert und arbeitet als Fachredakteurin für das Magazin E-HEALTH-COM.
