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Miriam-Mirza

IT-gestützte strukturierte Befundung in der Radiologie

Nutzer von elektronischen Templates, also klar definierten Dokumentenvorlagen, schreiben bessere Befunde. Das hat eine deutsche Studie nun belegt. Außerdem kann eine gute IT-Integration und Automatisierung den Befundungskomfort verbessern. Das dürfte besonders die Befunder in den radiologischen Abteilungen der Krankenhäuser freuen, denn das könnte ihre alltägliche Arbeit deutlich erleichtern.

Größere Vollständigkeit

In der Radiologie gibt es immer mehr Bemühungen, eine strukturierte Befundung einzuführen, die auf standardisierten Kriterien basiert. Bisher nutzten die meisten Kliniken in der Radiologie, wie in den meisten anderen medizinischen Bereichen auch, überwiegend deskriptive Freitext-Diktate. Die daraus resultierenden Texte variieren stark und häufig werden auch noch Schlüsselinformationen vergessen. Das erschwert nicht nur die Auswertung, sondern auch die rechnergestützte Weiterverarbeitung von Befundinhalten. Experten erhoffen sich nun von einer IT-gestützten strukturierten Befundung eine größere Einheitlichkeit der Texte, was auch mit einer stärkeren Vollständigkeit einherginge. Außerdem könnten durch festgelegte Kriterien die Befunde deutlich besser miteinander verglichen werden.

Ein weiteres Problem, das durch eine strukturierte Befundung gelöst werden könnte: Freitext-Diktate beinhalten oft unterschiedliche radiologische Begriffe. Die Einführung von Lexika wie "RadLex" (das Glossar der Radiological Society of North Amerika (RSNA)) ermöglicht eine einheitliche Sprache sowie eine standardisierte Indexierung und reduziert unnötige Variationen.

Reduzierter Zeitaufwand

Dass die Erwartungen der Experten durchaus nicht unbegründet sind, hat nun eine deutsche Studie belegt. Das Universitätsklinikum München stellte kürzlich die Ergebnisse einer Untersuchung vor, bei der eine strukturierte Befundung mit Hilfe eines über die Plattform Smart Radiology erstellten Templates für MRT-Untersuchungen des Felsenbeins mit einer konventionellen Freitextbefundung verglichen wurde. Es stellte sich heraus, dass die zuweisende HNO-Ärztin in 90 Prozent der Fälle die Entscheidung, ob der Patient konservativ oder operativ behandelt werden sollte, auf Basis der strukturierten Befunde treffen konnte. Beim Freitextbefund lag die Quote lediglich bei 35 Prozent. Das bedeutet, dass in diesen Fällen nicht genügend Informationen vorhanden waren, auf deren Grundlage die Entscheidung für oder gegen eine Operation getroffen werden konnte. Der Zuweiser muss dann in der Regel zum Hörer greifen und die notwendigen Informationen telefonisch einholen. Das kostet Zeit, die an anderer Stelle besser verwandt wäre.

Hilfe für junge Ärzte

Besonders junge Assistenzärzte könnten von der IT-gestützten strukturieren Befundung profitieren. Sie würden mit einem solchen Tool eine Art Anleitung zur Befunderstellung erhalten, das ihnen hilft, gute und klar strukturierte Texte zu generieren. In der Praxis gibt es solche Lösungen schon. So hat die Uniklinik München eine Online Plattform geschaffen, in der strukturierte Befund-Templates hinterlegt sind. Für bestimmte Untersuchungen und Fragestellungen können auf der Plattform liegende Checklisten ausgefüllt werden. Aus den darin hinterlegten Textbausteinen wird dann ein semantisch korrekter Befund erzeugt, der dann auch gleich in der Datenbank gespeichert ist. Für die Befunder bedeutet das: Eine verbesserte Befundungsqualität und deutlich effizientere Arbeitsabläufe.

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Miriam Mirza

Über den Autor

Die Journalistin Miriam Mirza hat Germanistik und Anglistik studiert und arbeitet als Fachredakteurin für das Magazin E-HEALTH-COM.

IT-gestützte strukturierte Befundung

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