Miriam-Mirza
Investitionsfähigkeit deutscher Krankenhäuser
Krankenhäuser in finanzieller Schieflage
Und hier liegt das Problem: Denn während der Behandlungsbedarf unserer immer älter werdenden Gesellschaft stetig wächst, schrumpft die Investitionsfähigkeit vieler Kliniken. Fast die Hälfte der 2000 deutschen Krankenhäuser ist von dem Investitionsstau betroffen. Der liegt bundesweit inzwischen bei 27,8 Mrd. Euro. Das ist das Ergebnis des „Krankenhaus Rating Reports 2016“, der in diesem Sommer vorgestellt wurde. Den Ergebnissen der Untersuchung zufolge ergab sich für das Jahr 2014 ein Investitionsbedarf in Höhe von 6,6 Mrd. Euro, der allerdings einer Förderlücke von 3,9 Mrd. Euro gegenüberstand.
Im Laufe der Studie untersuchte u.a. das Rheinisch-Westfälische Institut für Wirtschaftsforschung (RWI) die finanzielle Situation von mehr als 870 Krankenhäusern. Es stellte sich heraus, dass mehr als 11 Prozent der Kliniken ein erhöhtes Insolvenzrisiko haben. Immerhin können ca. 78 Prozent eine gute bis sehr gute Bonität vorweisen. Jedoch droht jedem neunten Krankenhaus das finanzielle Aus. Auffällig dabei ist, dass die ostdeutschen Bundesländer signifikant besser abschneiden als die westdeutschen Bundesländer.
Gestiegene Ertragslage
Was die Ertragskraft angeht, sieht die Situation etwas besser aus. Schrieben im Jahr 2012 knapp 34 Prozent aller Krankenhäuser einen Jahresverlust, sind es 2014 nur noch 23 Prozent. Das durchschnittliche Betriebsergebnis
(= EBITDA-Marge inkl. KHG-Mittel) steigerte sich im selben Zeitraum von 6,9 Prozent auf 7,7 Prozent. Dennoch ist das kein Grund zum Aufatmen, denn die angespannte Investitionslage der Kliniken bleibt bestehen.
Hoffnung setzten die Studienautoren u.a. in das Krankenhausstrukturgesetz, das einen umfangreichen Maßnahmenkatalog bereitstellt, um die Krankenhäuser finanziell zu entlasten. Erste positive Folgen erwarten die Experten für die Jahre 2016 und 2017. Dann sollen die Häuser pro Jahr etwa 870 Mio. Euro einsparen können.
Effizienzsteigerung durch IT-Einsatz
Die Studie kommt auch zu dem Schluss, dass der demografische Wandel eine besondere Herausforderung für die Krankenhäuser darstellt. Derzeit empfiehlt das Papier keine akuten Maßnahmen, jedoch prognostiziert es für die Zukunft einen fortschreitenden Fachkräftemangel. Einen Weg aus der Misere sehen die Autoren in einem sinnvollen Einsatz der IT. So können geeignete IT-Lösungen zur System- und Prozessoptimierung dazu beitragen, deutliche Effizienzsteigerungen in den Arbeitsprozessen zu erzielen. Das hat zu Folge, dass finanzielle Ressourcen sinnvoller verteilt werden können. Darüber hinaus kann das medizinische Personal optimal eingesetzt werden. Im Idealfall verbringen die Mitarbeiter weniger Zeit mit administrativen Aufgaben und verbringen stattdessen mehr Zeit im direkten Patientenkontakt.
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Über den Autor
Die Journalistin Miriam Mirza hat Germanistik und Anglistik studiert und arbeitet als Fachredakteurin für das Magazin E-HEALTH-COM.
