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FHIR® – der neue Stern am Standardhimmel

Wenn es in der Branche um Erfordernisse und Herausforderungen der Interoperabilität geht, hört man in letzter Zeit immer häufiger einen Begriff: FHIR®. Ausgesprochen wie das englische „fire“ steht die Abkürzung für „Fast Healthcare Interoperability Resources“ und bezeichnet einen neuen HL7-Standard für den Datenaustausch zwischen Softwaresystemen im Gesundheitswesen. Seit 2011 hat HL7-FHIR mehrere Trial-Versionen, sogenannte STUs, durchlaufen und liegt derzeit in der STU Version 3 vor.

Warum eigentlich noch ein Standard?

Auch im Gesundheitswesen geht der Zeitgeist eindeutig in Richtung mobile Anwendungen, Apps und Cloud-Lösungen. FHIR unterstützt derartige Architekturen, weil es sehr agil anwendbar ist, und trifft damit auf ein reales Bedürfnis des Marktes – was wiederum Grundvoraussetzung dafür ist, dass sich ein Standard durchsetzt.

Außerdem verhält sich FHIR wie eine offene Schnittstelle, um archivierte Daten auch für andere Systeme nutzbar zu halten. Eine Forderung, die in Deutschland erst kürzlich in Form der Änderung von § 291d SGB V politisch forciert wurde.

FHIR vereinigt die Vorteile der etablierten HL7-Standard-Produktlinien Version 2, Version 3 und CDA mit jenen aktueller Web-Standards und legt besonders großen Wert auf einfache Implementierbarkeit. Dabei sollen 80% der Anwendungsfälle nativ mit FHIR umsetzbar sein, die Umsetzung der restlichen 20% erfolgt über Extensions (80/20 rule). Darin unterscheidet sich FHIR zum Beispiel von HL7v3: Hier wurde die native Umsetzung von 100% aller Anwendungsfälle angestrebt, was sich in der Realität jedoch als schwerfällig und kompliziert erwies.

Wie funktioniert FHIR?

FHIR nutzt mit REST (REpresentational State Transfer) einen Architekturstil, der aus modernen Webanwendungen bekannt ist und auf Ressourcen basiert. Es gibt etwa 150 spezifizierte Ressourcen, die das Spektrum des Gesundheitswesens abbilden, zum Beispiel Patient, Medikament, Fall, Diagnose, usw. Der Zugriff erfolgt über eine URL, als Rückgabeformate kommen etablierte Webtechnologien wie etwa XML oder JSON in Frage. Eine Ressource ist die kleinste Einheit der Übermittlung.

Auch im Rahmen von Integrating the Healthcare Enterprise (IHE) wurden die Vorteile von FHIR erkannt. Bislang gibt es drei IHE-Profile im Trial-Status, die auf FHIR basieren:

  • PDQm: Zum Austausch von Patientendaten
  • PIXm: Zum Austausch der Patientenidentitäten zum Aufbau eines Master Patient Index (MPI)
  • MHD: Dokumentenaustausch (XDS) auf Basis von FHIR

Von diesen Profilen hat Marabu PDQm bereits umgesetzt und auf dem Connectathon in Venedig erfolgreich getestet, MHD befindet sich in der Entwicklung. „Mit FHIR können wir unsere Kernkompetenzen in Web-Technologien und IHE voll ausspielen; der neue Standard hat das Potential, den deutschen Healthcare-Markt in punkto Interoperabilität und Vernetzung deutlich voran zu bringen“, fasst Carsten Schulze, Entwicklungsleiter bei Marabu, zusammen.

Weitere Informationen

Detaillierte Ausführungen zu FHIR auf der Website von HL7 e.V.

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Das NEXUS / MARABU Redaktionsteam besteht aus Mitarbeitern verschiedener Fachabteilungen, die ihren Erfahrungsschatz sowie interessante News und Links zu Branchenthemen abwechselnd in unserem Magazin veröffentlichen.

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