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Effizientere Gesundheitsversorgung dank eHealth

Eine im April 2017 veröffentlichte Studie bezifferte erstmals die Einsparmöglichkeiten im deutschen Gesundheitswesen, die über einen durchgängigen Einsatz von eHealth-Anwendungen realisiert werden könnten. Knapp ein Jahr später haben sich die Rahmenbedingungen für eHealth in Deutschland nur geringfügig verbessert. Notwendig sind Lösungen, die in Prozesse eingebettet werden können und von Haus aus interoperabel ausgerichtet sind. 

Schöne neue Welt. Man stelle sich nur einmal vor: Ein Patient – nennen wir ihn der Einfachheit halber X – leidet altersbedingt an einer Herzklappeninsuffizienz. Er verfügt über eine digitale Gesundheitsakte, die er freiwillig und in dem Umfang nutzen kann, wie er möchte. Sie wird aus unterschiedlichen Quellen gefüllt, er kann auch selbst erhobene Daten dort ablegen und selektieren, wem er Zugriff auf seine Gesundheitsinformationen gewähren möchte. Aber nicht nur das: Die Ärzte, bei denen sich Patient X aufgrund seiner Erkrankung in Behandlung befindet, etwa sein Hausarzt und der betreuende Kardiologe am Uniklinikum, kommunizieren nicht mehr über ausgedruckte Arztbriefe miteinander – sondern elektronisch. Die Verschreibung von Medikamenten erfolgt ebenfalls nicht mehr auf Papier.

Unser Patient hat im Zuge seiner Erkrankung einen digitalen Medikationsplan erhalten; potentielle Nebenwirkungen der von X eingenommenen Präparate – aufgrund seines fortgeschrittenen Alters bestehen neben dem Herzleiden noch weitere gesundheitliche Probleme – können so wesentlich besser kontrolliert werden, Fehl- oder Falschmedikationen werden verhindert. Um vor der anstehenden Operation eine zweite Meinung einzuholen, bespricht der behandelnde Arzt Befunde und Bilddaten des Herzens von Patient X im Rahmen eines Telekonsils. Nach dem Krankenhausaufenthalt werden die Vitalparameter des Patienten, zum Beispiel Blutdruck, EKG oder Gewicht, mittels telemedizinischer Applikationen erhoben und validiert, so dass eine Verschlechterung des Zustandes von X frühzeitig erkannt und eine erneute Hospitalisierung vermieden werden kann…

Enormes Einsparpotential durch eHealth-Anwendungen

So oder so ähnlich könnte der Idealzustand aussehen, den die Berater von PwC einer im April 2017 veröffentlichten, vom bvitg e.V. und der CompuGroup Medical SE in Auftrag gegebenen Studie zu den Effizienzpotentialen von eHealth zugrunde gelegt haben. In diesem gedanklichen Referenzrahmen sind eHealth-Anwendungen technisch und inhaltlich erprobt sowie datenschutz- und datensicherheitskonform umgesetzt, das Gesundheitswesen verfügt über eine zentrale, sichere IT-Infrastruktur und einheitliche Datenstandards gewährleisten technische ebenso wie semantische Interoperabilität, intra- wie intersektoral. Ziel des Gedankenspiels war es, erstmals die monetären Einsparmöglichkeiten zu beziffern, die ein strategischer, flächendeckender Einsatz von eHealth-Anwendungen im deutschen Gesundheitsmarkt zur Folge hätte. Das Ergebnis ist eindrucksvoll: Die Kosten der Gesundheitsversorgung in Deutschland könnten um satte 39 Milliarden Euro reduziert werden.

Die Studie wurde vor gut zehn Monaten veröffentlicht – bezüglich der Bestandsaufnahme in Sachen eHealth hat sich aber nur wenig geändert: Zwar ist der erste Schritt in Richtung bundesweitem Roll-Out der Telematikinfrastruktur mittlerweile getan, von „flächendeckend“ kann aber noch keine Rede sein. Auch beschränken sich die auf der elektronischen Gesundheitskarte verfügbaren Anwendungen bislang auf das Versichertenstammdatenmanagement. Von einer elektronischen Gesundheitsakte in Patientenhand ist man nach wie vor meilenweit entfernt. Immerhin hat die Bundesärztekammer im Februar 2018 eine Lockerung des Fernbehandlungsverbotes in Aussicht gestellt, so dass telemedizinische Verfahren möglicherweise bald auch ohne persönlichen Erstkontakt angeboten werden können.

Königsweg interoperable Prozessorientierung

Um das eHealth-Effizienzpotential in Zukunft tatsächlich heben zu können, ist es umso wichtiger, dass schon bei der Entwicklung von Lösungen prozessorientiert, interoperabel und intersektoral gedacht wird. Einzelanwendungen entlang eines Prozesses müssen einwandfrei miteinander kommunizieren und sollten soweit aufeinander abgestimmt sein, dass die Implementierung von Lösungskombinationen einfach und unkompliziert möglich ist. Dann wird sie wahr, die schöne neue Welt!

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Das NEXUS / MARABU Redaktionsteam besteht aus Mitarbeitern verschiedener Fachabteilungen, die ihren Erfahrungsschatz sowie interessante News und Links zu Branchenthemen abwechselnd in unserem Magazin veröffentlichen.

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