Miriam-Mirza
e-Logistik im Krankenhaus
Elektronische Bestellsysteme
Man kann ein Krankenhaus mit einem Organismus vergleichen: Alles hängt miteinander zusammen. Optimiert man einen Teil, profitiert auch der Rest davon. Das gilt auch für das Beschaffungsmanagement. Im Krankenhaussektor gibt es hier noch Potenzial für Verbesserungen. Der Großteil der Stationen in den Krankenhäusern hat bereits ein gut funktionierendes elektronisches Bestellsystem, das die Bedarfe direkt in die Materialwirtschaft leitet. Von dort wird der Einkauf, ebenfalls elektronisch, abgewickelt. Das passiert meist in Form eines Moduls, das in das SAP-System des Hauses integriert ist.
Auch der Zusammenschluss zu Einkaufsgemeinschaften ist in einem Großteil der Krankenhäuser bereits Alltag. Durch die Bündelung des Produktbedarfs vieler Kliniken erhalten diese bessere Preise und Rabatte. Darüber hinaus sparen sie durch die Umstellung des gesamten Einkaufsprozesses auf eCommerce Ressourcen. Durch die vollständig digitale Abwicklung reduzieren sich außerdem die Kosten nicht nur aufseiten der Krankenhäuser, sondern auch bei den Industrieanbietern.
Fehlende Kommunikation
Die Materialwirtschaft ist also gut durchorganisiert. Und auch wenn es um die Verknüpfung der Informationen geht, gibt es Fortschritte: So kann man inzwischen im OP-Bereich den gesamten Materialverbrauch dokumentieren – vom Tupfer über Verbände, bis zum Skalpell. Viele Kliniken haben jedoch das Problem, dass sie auf der Unternehmensseite die Materialwirtschaft zum Beispiel im SAP-System und aufseiten des Patienten das KIS-System in Benutzung haben. Dazwischen findet aber kein Infoirmationsaustausch statt.
Doch nur, wenn diese beiden Bereiche miteinander verbunden sind, kann der Materialverbrauch – darin enthalten sind auch Arzneimittel und Medizinprodukte – jedem einzelnen Patienten zugeordnet und entlang des Behandlungsprozesses abgebildet werden. Eine Schnittstellte tut Not. Die Anforderungen sind hoch, weil diese sehr komplex ist. Die Lösung muss proprietäre KIS-Nachrichten mit etablierten Einkaufsschnittstellen verbinden. Die Implementierung des einen Systems in das andere geht jedoch nicht ohne einheitliche Standards. Dazu müsste das Rad jedoch nicht neu erfunden werden. Funktionierende Standards wie der eCl@ssStandard sind bereits vorhanden. Funktionierende Standards zur Produktklassifizierung oder zur Identifikation und Datenübertragung sind bereits vorhanden. Jedoch sind diese bisher nur unzureichend miteinander harmonisiert.
Ganze Beschaffungsprozesse optimieren
Aber mit der Implementierung der notwendigen Technik ist es nicht getan. Wichtig ist auch, den Beschaffungsprozess im Ganzen zu verändern und zu optimieren. Das setzt zunächst eine Feststellung der Ist- sowie der Soll-Situation voraus. Das ist wichtig, um zu klären, wo der Behandlungsprozess in die Materialbeschaffung hineinragt. Denn, wenn man weiß, wo und wann das Material zum Patienten kommt, können dementsprechend die Schnittstellen ausgerichtet werden.
An der Technik wird bereits gearbeitet. Die Hochschule Niederrhein ist Partner des Projektes Standard eCG, das vom Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (BMWi) gefördert wird. Projektziel ist die Schaffung zentraler Voraussetzungen für elektronische, automatisierte und durchgängige Bestellprozesse im Gesundheitswesen. Dabei bildet die semantische Interoperabilität der verschiedenen, am Markt eingesetzten eBusiness-Standards die Basis der Kommunikation zwischen den Unternehmen des Gesundheitswesens. Sie ist deshalb ein zentraler Bestandteil der Projektarbeit. An deren Ende wird ein genauer IHE-Implementierungsleitfaden erstellt, der die notwendige Schnittstelle genau beschreibt.

Über den Autor
Die Journalistin Miriam Mirza hat Germanistik und Anglistik studiert und arbeitet als Fachredakteurin für das Magazin E-HEALTH-COM.
