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Digitalreport 2018 – was denken Ärzte über eHealth-Lösungen?

Eine neue Studie der DAK-Gesundheit, der DAK-Digitalisierungsreport 2018, kommt zu einem eindeutigen Ergebnis: Mediziner befürworten digitale Lösungen im Gesundheitssektor. Rund 80 Prozent halten beispielsweise Videosprechstunden und Online-Coachings für nützliche Ansätze. Vor allem junge Ärzte sind digitalen Lösungen gegenüber offen. Am wichtigsten ist dabei die Entlastung im Arbeitsalltag.

Im Vergleich zu anderen Ländern steht Deutschland in Bezug auf den Fortschritt der Digitalisierung im Gesundheitswesen nicht gerade gut da. In unterschiedlichen Untersuchungen liegen wir dahingehend bestenfalls im Mittelfeld. Vielleicht ist es an der Zeit, einmal bei den Praktikern - den Ärzten nachzufragen - welche Meinung sie zu verschiedenen eHealth-Lösungen haben und welche digitalen Anwendungen am besten in ihren Arbeitsalltag integriert werden können. Mit diesem Ansatz wurde die Untersuchung „DAK-Digitalisierungsreport 2018“ im Auftrag der DAK-Gesundheit von der EPatient RSD GmbH durchgeführt, mit Unterstützung durch die Ärzte-Zeitung, den Hartmannbund e.V. und das Ärztenetzwerk Esanum GmbH.

Dazu wurden im September und Oktober vergangenen Jahres 1147 Ärzte in einer Onlinebefragung nach ihrer Einstellung zu ganz konkreten digitalen Versorgungslösungen befragt. Hintergrund war die Überlegung, dass praktizierende Ärzte bisher nur unzureichend befragt wurden. Das Ergebnis liefert Anhaltspunkte, welche Konzepte sinnvoll sind und weiter vorangetrieben werden sollten, damit das Projekt „Digitalisierung des Gesundheitswesens“ mehr Fahrt aufnimmt.

Ärzte wünschen sich eHealth-Anwendungen

Ein wichtiges Ergebnis der Befragung: Ärzte wünschen sich mehr eHealth-Anwendungen in der Praxis. Dabei ist ihnen am wichtigsten, dass sie von E-Health-Lösungen im Arbeitsalltag entlastet werden, sodass ihnen mehr Zeit für den Patienten bleibt.

Grundsätzlich zeigen sich jüngere Ärzte mit nicht mehr als zwei Jahren Berufserfahrung offener für eHealth-Lösungen als ihre älteren Kollegen, die seit 20 oder mehr Jahren im Beruf sind. 57 Prozent der Jüngeren glauben dadurch eine Zeitersparnis zu gewinnen, während das bei den Älteren nur jeder Vierte so sieht. Außerdem ist die Mehrheit der jüngeren Ärzte (71 Prozent) überzeugt, dass sich durch eHealth-Lösungen neue medizinische Erkenntnisse oder Leitlinien schneller verbreiten können. Ihre älteren Kollegen sind da skeptischer. Unter ihnen stimmen nur 43 Prozent dieser These zu.

Videosprechstunde und Gesundheitsakte bewerten Ärzte positiv

Einigkeit herrscht beim Thema gemeinsame Videosprechstunde. Der Großteil der befragten Mediziner befürwortet die direkte und ortsungebundene Kommunikation mit Patienten und Kollegen. Jeweils mehr als 80 Prozent halten diese Anwendung für sinnvoll und würden sie auch selbst nutzen. Dabei spielt es keine Rolle, ob die Kollegen, mit denen sich ausgetauscht wird, stationär oder ambulant arbeiten.

Drei Viertel der Ärzte steht der Einführung einer praxisunabhängigen und patientenzentrierten Gesundheitsakte positiv gegenüber. Auch hier steht der konkrete Nutzen für Patienten und Ärzte bei der positiven Einschätzung im Vordergrund.

Apps müssen geprüft werden

Wichtig ist den befragten Ärzten, dass neue Technologien hinreichend geprüft werden. So befürworten beispielsweise 93 Prozent, dass Apps künftig wie Medizinprodukte geprüft werden sollten. Der Großteil (80 Prozent) spricht sich dafür aus, dass es einen Nutzennachweis in Form von klinischen Studien - so wie es bei Medikamenten üblich ist - geben sollte. Ganze 84 Prozent der Befragten kann sich eine Art TÜV vorstellen, der eine unabhängige Prüfung gewährleisten könnte. Dennoch finden zwei von drei Ärzten, dass unaufwändige und effektive Evaluationsmethoden gefunden werden müssen, um Lösungen möglichst schnell in die Anwendung zu bringen. Das gilt besonders für Apps, die nur eine Verhaltensänderung bei ihren Nutzern zum Ziel haben.

Damit Apps ihren Weg in die Regelversorgung finden und damit auch verordnet werden können, sehen viele Ärzte die medizinischen Fachgesellschaften (38 Prozent) oder die ärztliche Selbstverwaltung (27 Prozent) in der Verantwortung.

Miriam Mirza

Über den Autor

Die Journalistin Miriam Mirza hat Germanistik und Anglistik studiert und arbeitet als Fachredakteurin für das Magazin E-HEALTH-COM.

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