Miriam-Mirza
Digitales Krankenhaus noch nicht in Sicht
Theorie und Praxis liegen mitunter weit auseinander. Das ist kein Geheimnis und es ist auch allgemein bekannt, dass die Arbeitsrealität von Medizin- und Pflegepersonal in Bezug auf die Softwarenutzung nicht übereinstimmt mit dem, was theoretisch machbar ist. Und so wundert es nicht, dass Krankenhausärzte unzufrieden mit dem Grad der Digitalisierung in deutschen Kliniken sind. Das zeigt eine Umfrage des Marburger Bunds unter seinen Mitgliedern, in der 1800 angestellte Ärztinnen und Ärzten befragt wurden.
Mehrheit der Ärzte unzufrieden
Das Ergebnis ist ernüchternd: Nur 19 Prozent der Befragten sind mit der IT-Ausstattung ihres Arbeitsplatzes zufrieden, 47 Prozent sind es jedoch nicht. Der Rest entscheidet sich für keine Seite. Ein Grund hierfür könnte sein, dass die vorhandene Hard- und Software in den Augen der meisten Ärzte auf keinem aktuellen Stand sind. Dass dies der Fall ist, empfinden lediglich 12 Prozent ihrer Kollegen. Eine zu geringe Anzahl an Computern beklagen die wenigsten, jedoch sind 58 Prozent der Meinung, dass (neue) ärztliche Anforderungen an die IT nicht umfassend berücksichtigt und schnell genug eingeführt werden. Hinzu kommt, dass die bereits installierte Software von der Hälfte der Befragten als wenig benutzerfreundlich empfunden wird.
Fehlende Schulungen und Unterstützung durch IT-Support
Ein weiteres Problem bei der Nutzung der digitalen Arbeitsmittel stellen mangelnde regelmäßige Schulungen für IT-gestützte Arbeitsprozesse dar. Hier gaben nur 9 Prozent der Befragten an, dass in ihrem Krankenhaus solche Schulungen stattfinden. 62 Prozent werden nicht oder nur unregelmäßig geschult. Und schließlich lässt der IT-Support nach Angaben der Ärzte zu wünschen übrig. 28 Prozent zeigen sich zufrieden damit, doch 35 Prozent sind es nicht und erwarten mehr Unterstützung.
Die zahlreichen Baustellen haben direkte Auswirkungen auf die Zufriedenheit der Ärzte: Mehr als die Hälfte der Befragten konnte nicht zustimmen, dass die Digitalisierung bereits zu einer Verbesserung der medizinischen Qualität ihrer Arbeit geführt hat. Aber immerhin fanden sich Zustimmungsquoten von 40 Prozent zu den Aussagen, dass die eigene Arbeit durch die Digitalisierung schneller bzw. einfacher wird.
Dennoch positive Grundstimmung
So unbefriedigend die Resultate der Befragung auch sein mögen, sollten Krankenhäuser sie doch als Chance für Verbesserungen sehen, denn die überwältigende Mehrheit der Ärzte glaubt an die nutzbringenden Effekte der Digitalisierung. So sind 80 Prozent der Interviewten überzeugt, dass durch die Digitalisierung die ärztliche Arbeit im Krankenhaus zukünftig weiter verbessert werden kann. Die positive Grundeinstellung stimmt also. Jetzt gilt es, die Theorie in die Praxis umzusetzen.
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Über den Autor
Die Journalistin Miriam Mirza hat Germanistik und Anglistik studiert und arbeitet als Fachredakteurin für das Magazin E-HEALTH-COM.
