Miriam-Mirza
Die Trendthemen der Healthcare-IT-Branche
Die conhIT ist vorbei. Wie ist Ihr Fazit? Sind Sie zufrieden?
Die conhIT in ihrer zehnten Auflage war ein voller Erfolg. Rund 500 Aussteller und 9500 Teilnehmer aus aller Welt kamen nach Berlin, um zu präsentieren bzw. sich darüber zu informieren, wie moderne IT die Versorgung im Gesundheitswesen qualitativ verbessert. Damit feierten wir nach Jahren des stetigen Wachstums wieder einen Rekord bei den Aussteller- und Fachbesucherzahlen. Sehr erfreulich war zudem die aktive Teilnahme von zahlreichen Akteuren aus der Politik. So nutzte beispielsweise Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe als Schirmherr der conhIT die Gelegenheit, mit Akteuren der Gesundheits- IT-Branche ins Gespräch zu kommen.
Welche Schwerpunkte hat die conhIT dieses Jahr gelegt?
Unter dem Motto „10 Jahre conhIT – Wir verbinden Gesundheit mit innovativer IT“ standen im Rahmen des Kongresses u.a. die Themen Digitalisierung in Gesundheitswirtschaft und Krankenhäusern, E-Health und Apps, IT-Strategien und IT-Management, Informations- und IT-Sicherheit, intersektorale Vernetzung sowie der Nutzen des Internet of Things im Fokus. Neben politischen, wirtschaftlichen und wissenschaftlichen Themenkomplexen kam dann noch die gesellschaftliche Perspektive hinzu. So zeigte Jeannette Huber vom Zukunftsinstitut in ihrer Keynote auf, wie die Digitalisierung zukünftig die Gesellschaft verändern wird.
Welche Themen beschäftigt die gesamte Branche aktuell, insbesondere Entwickler und Anwender von Gesundheits-IT-Lösungen?
Ein großes Thema ist nach wie vor mHealth. Mobile Anwendungen sind im Alltag der Bevölkerung fest verankert. Im Gesundheitswesen konzentriert sich die Nutzung derzeit noch vor allem auf den Lifestyle-Bereich, jedoch zeigen Ausnahmen von Apps, deren Kosten von einzelnen Kassen übernommen werden, dass auch die etablierte Gesundheitsversorgung allmählich von Innovationen erfasst wird. Damit erstattungsfähige Innovationen verstärkt und schneller die Möglichkeit bekommen ins Gesundheitssystem einzutreten, besteht ein großer Bedarf nach einem einheitlichen Nutzenbewertungsprozess von Lösungen. Entwickler und Anwender brauchen dabei Planungssicherheit und Klarheit über die anstehenden Entwicklungen in der Gesundheitsversorgung, zu Aspekten des Datenschutzes, der Haftung und der Einordnung von Apps als mögliche Medizinprodukte. Daher fordert der bvitg ausdrücklich eine E-Health-Strategie für Deutschland, die eine Perspektive für Funktionen und Ergebnisse beschreibt und die gesetzlichen Rahmenbedingungen harmonisiert.
Welche Themen stehen bei Krankenhaus-IT-Leitern ganz oben auf der Liste?
Seit den Anfängen der conhIT stehen Entwicklungen und Innovationen im Klinik-IT-Sektor durchgehend auf der Themenagenda. Grundsätzlich gilt: Gesundheitswesen ohne IT ist nicht mehr vorstellbar. Der überwiegende Teil der Leistungserbringer im Gesundheitswesen sieht dabei einen positiven Wertbeitrag von IT-Lösungen. Gleichzeitig besteht jedoch immer noch Skepsis seitens der Entscheider, wenn es um Investitionen in neue IT-Lösungen geht. Auf der conhIT nutzen deshalb die einzelnen Unternehmen die Chance, Kunden und Entscheidern die Potentiale von IT aufzuzeigen sowie diese ausgiebig zu beraten. Der Fokus lag dabei in diesem Jahr insbesondere auf dem Medikationsplan, der elektronischen Patientenakte sowie im Kontext der neuen Anforderungen zur Qualität und Transparenz im Gesundheitswesen auf den dabei unterstützenden Anwendungen.
Welche Forderungen an Hersteller, politische Vertreter und auch Ärzte nehmen Sie von der conhIT mit? Zeichnen sich bereits heute Trends ab, die für die kommenden Jahre wichtig werden?
Die Digitalisierung führt zu mehr Lebensqualität und einer besseren Gesundheitsversorgung – sowohl in Bezug auf Kosteneffizienz als auch hinsichtlich der Qualität. Das hat auch die Politik erkannt. Stets im Mittelpunkt sollten dabei die Bedürfnisse der Versicherten und Patienten stehen: Teilhabe am medizinischen Fortschritt, Anrecht auf eine hohe Versorgungsqualität sowie Stärkung der Patientenselbstbestimmung. Der wichtigste Schritt zu mehr Patientensouveränität lässt sich mit der Umsetzung der elektronischen Patientenakte (ePA) als notwendige Infrastrukturmaßnahme bestreiten.
Aktuelle einzelne Initiativen, z.B. von der TK, zeigen: Der Bedarf nach einer elektronischen Patientenakte ist da. Was wir jetzt dringend benötigen, ist ein breiter Konsens über Inhalt und technische Standards für eine reibungslos laufende und über Sektorengrenzen hinaus nutzbare Patientenakte.
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Über den Autor
Die Journalistin Miriam Mirza hat Germanistik und Anglistik studiert und arbeitet als Fachredakteurin für das Magazin E-HEALTH-COM.
