Miriam-Mirza
Das Internet der Dinge in der Medizin
Das Thema wird auch in der Branche heiß diskutiert. Laut einer BITKOM-Umfrage von Anfang des Jahres ist es das fünftwichtigste Trend-Thema bei den IKT-Unternehmen. Das wundert nicht, wenn man bedenkt, dass auch in unserem Alltag der Computer zunehmend von intelligenten Gegenständen abgelöst wird, die uns unmerklich unterstützten: Smarte Kühlschränke bestellen Lebensmittel nach, sobald sie ausgehen, intelligente Autos steuern sich von alleine, Thermostate regulieren sich selbst. Für die Medizin bedeutet das Internet der Dinge beispielsweise, dass Geräte im OP oder in anderen Teilen des Krankenhauses via Plug and Play (d.h. ohne vorherige Installation eines Gerätetreibers) einfacher und besser miteinander kommunizieren können. Das klingt zunächst einleuchtend, in der Praxis tun sich jedoch einige Schwierigkeiten auf.
Oft sind komplette Neuentwicklungen nötig
Das Internet der Dinge kann Hersteller nötigen, ganz neue Produkte zu entwickeln. Denn oft reicht es nicht, einfach nur eine neue Schnittstelle hinzuzufügen. Der Grund: Die Nutzer wünschen nun, dass die Geräte ganz neue Funktionen haben. Zum Beispiel solche, die es dem Device ermöglichen, einen Steuerbefehl auszuführen, wo sie zu zuvor lediglich Daten sammelten. In solchen Fällen ist es mit einer Umrüstung häufig nicht getan. Die Integration und Steuerung innerhalb medizinischer Systeme erfordert außerdem nicht selten neue Komponenten - was letztlich auch die Zulieferer der Hersteller vor neue Anforderungen stellt.
Positiver Outcome
Sind solche und ähnliche Hürden jedoch erst einmal genommen, kann das Internet der Dinge viele positive Effekte haben. Ein gutes Beispiel hierfür ist die RFID-Technologie. Deren Einsatz macht etwa die Ausrüstung in einem Krankenhaus nachvollziehbar. Die einzelnen Produkte werden mit eindeutigen Tags versehen und können dadurch während ihres Transports und Prozessverlaufs durch die Klinik lückenlos verfolgt werden. Das spart nicht nur Kosten, sondern erhöht gleichzeitig die Patientensicherheit. Beispielsweise wenn durch das RFID-Tracking verhindert werden kann, dass infiziertes Material Krankheiten auf Patienten überträgt. Es finden sich zahlreiche andere Beispiele wie Infusionspumpen, die Daten an Steuerboards senden oder mit Sensoren ausgestattete Krankenhausbetten, die die Vitaldaten eines Patienten aufzeichnen.
Die Möglichkeiten scheinen unendlich. Dabei ist jedoch die Grundvoraussetzung all dieser Devices der medienbruchsichere Austausch von Daten, womit man wieder beim Thema Standardisierung wäre. Diese muss weiter vorangetrieben werden. Aber es gilt auch, eine menschliche Komponente zu beachten: Das Internet der Dinge produziert eine enorme Datenmenge und es ist von großer Bedeutung, das medizinische Personal damit nicht zu überfordern. Daher ist es sinnvoll, eine Art Filtersystem einzurichten, damit diese Systeme nicht zu einer zusätzlichen Belastung, sondern zu einer echten Hilfestellung in der medizinischen Versorgung werden.
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Über den Autor
Die Journalistin Miriam Mirza hat Germanistik und Anglistik studiert und arbeitet als Fachredakteurin für das Magazin E-HEALTH-COM.
