Miriam-Mirza
Ausblick 2020: Über gute Vorsätze, große Erwartungen und sonnige Aussichten
Herr Lichtenberg, 2020 hat gerade begonnen, aber schauen wir noch einmal kurz auf das letzte Jahr zurück. In das vergangene Jahr sind Sie sehr optimistisch gegangen. Haben sich Ihre hohen Erwartungen erfüllt?
Wir hatten uns im letzten Jahr ein paar ambitionierte Ziele gesetzt: Wir wollten im Hinblick auf das Wachstum eine Steigerung von 15 Prozent schaffen. Das ist uns gelungen. Wir haben außerdem aufseiten des Konzerns den Vertrieb nach dem Motto „ONE / NEXUS“ innerhalb Deutschlands umstrukturiert. Das waren Bereiche, die viel Arbeit gemacht haben und wo der Ausgang ungewiss war. Es ist aber alles sehr gut gelaufen.
Was waren denn Ihre Highlights in 2019?
Ein Highlight war sicherlich, als wir den Zuschlag erhielten, die komplette Charité mit PEGASOS auszustatten. Wir haben hier schon eine Historie und hatten schon lange eine kleine Lösung platziert. Aber nun in diesem renommierten Haus die bestehende Archivlösung durch PEGASOS zu ersetzen, erfüllt uns mit Stolz. Nebenbei wird PEGASOS damit auch ein zentraler Baustein der wichtigen Vernetzung der Charité.
Außerdem haben wir die ersten Projekte zum Thema externe Archivierung durchgeführt. Mit unserem Partner DMI haben wir dazu ein gemeinsames Konzept erstellt. Darin betreiben wir Aktenarchivierung in einer Cloud, also in einem externen Rechenzentrum. Dazu sind im letzten Jahr die ersten Projekte erfolgreich an den Start gegangen. In 2020 werden weitere hinzukommen.
Das sind neue Projekte, die im vergangenen Jahr hinzugekommen sind. Wie sieht es denn mit etablierten Projekten und Kunden aus?
Wir haben auch von vielen Bestandskunden größere Aufträge für das neue Jahr erhalten, was zeigt, dass wir hier nach wie vor einen guten Stand haben. Das ist sehr wichtig für uns, denn trotz der vielen neuen Projekte wollen wir die Bestandskunden natürlich nicht vernachlässigen. Das ist auch eine Herausforderung, weil wir ein massives Problem mit dem Fachkräftemangel haben. Es ist uns leider nicht gelungen, in dem Maße freie Stellen nachzubesetzen, wie wir uns das gewünscht hätten. Ein Großteil unserer Arbeit sind Dienstleistungen. Wir arbeiten ständig daran, unsere Lösungen weiter zu standardisieren und damit den Einführungsaufwand weiter zu reduzieren. Aber die Umsetzung projektspezifischer Anforderungen ist und bleibt eine unserer Stärken, für die uns viele Kunden schätzen. Daher wird die erfolgreiche Personalgewinnung auch in den kommenden Jahren ein wichtiges Thema bleiben.
Das ist ein Problem, das Sie mit Ihren Kunden teilen. Viele Krankenhäuser kämpfen ebenfalls mit dem Fachkräftemangel, richtig?
Genau, darum bieten wir den Krankenhäusern in dieser Richtung Hilfe an. Und zwar durch eine Systembetreuung durch unsere Mitarbeiter. Die Praxis zeigt, dass ein PEGASOS-System einen Betreuer nicht voll auslastet. Es gibt immer wieder Spitzenzeiten, die viel Aufmerksamkeit des Betreuers erfordern. Das wechselt dann mit Phasen, in denen nichts oder nur wenig zu tun ist. Für unsere Kunden ist es effektiver, diese Arbeit an uns zu übergeben und so personelle Ressourcen freizusetzen. Diesen Service werden wir in den nächsten Jahren ausbauen.
Sie sprechen von den nächsten Jahren. Welche Erwartungen haben Sie denn an dieses Jahr?
Das kommende Jahr wird spannend. Derzeit stehen die ehemals größten KIS-Anbieter Agfa und Cerner kurz vor oder mitten in einem Eigentümerwechsel. Agfa ist bereits verkauft und bei Cerner gibt es entsprechende Gerüchte.. Aktuell wollen mehrere große Cerner-Kunden ihre Archive ablösen und haben Ausschreibungen für sehr renommierte Einrichtungen laufen. Da sind wir auch involviert.
Wird es 2020 neue interessante Produkte für Ihre Kunden geben?
Ja, besonders interessant ist ein Produkt, das wir mit der NEXUS / CHILI GmbH, einem anderen NEXUS-Unternehmen, entwickelt haben. Es nennt sich "DeepView". Die Lösung bietet die Möglichkeit, alle Informationen auf einer Oberfläche zu sehen. Man kann damit aus PEGASOS heraus Röntgenbilder anschauen und umgekehrt aus dem CHILI-Viewer auf die Patientenakte zugreifen. Es handelt sich dabei um ein universelles System für alle Informationen, das auch gern als VNA, also vendor-neutral-archive bezeichnet wird. Derzeit bauen wir DeepView mit einem unserer großen Kunden innerhalb eines geförderten Pilotprojekts auch noch weiter aus. In dem Projekt geht es darum, strukturierte Daten unter Einbeziehung des FHIR-Standards von einem Dokumentenarchiv zu einem universellen Daten-Repository - also zum Gedächtnis des Unternehmens - weiterzuentwickeln.
Worauf können sich Ihre Kunden in 2020 außerdem einstellen?
Ab 2020 wird die Verarbeitung von X-Rechnungen möglich sein. Darüber hinaus wird das MDK-Reformgesetz Auswirkungen auf die Patientenakten haben. Das Gesetz wird ab dem Jahr 2021 große Veränderungen für die Krankenhäuser mit sich bringen. Diese werden die geforderte Akte nur noch einmalig an den MDK übermitteln können. Das Nachreichen von Informationen wird dann nicht mehr möglich sein und das ist eigentlich nur mit Hilfe einer digitalen Dokumentation zu bewältigen. Das bedeutet: Jene Krankenhäuser, die sich bisher noch nicht ausreichend um die Implementierung elektronischer Patientenakten gekümmert haben, müssen das in diesem Jahr dringend nachholen. Mit PEGASOS können wir den Häusern eine interne Lösung bieten. Für die kleinen Krankenhäuser ist vielleicht unser gemeinsames Angebot mit der DMI interessant. Es umfasst eine externe Lösung aus unserem Rechenzentrum, die man sich quasi über die Steckdose ins Haus holen kann.
Das sind sonnige Aussichten für das kommende Jahr für Ihre Kunden. Hat Ihr Unternehmen eigentlich gute Vorsätze für das Jahr 2020 gefasst?
Ja, das haben wir. Wir wollen das Fachkräfte-Recruiting auch aufseiten des Konzerns auf eine neue Ebene heben. Das finde ich sehr gut, denn das Thema ist unternehmensübergreifend von Bedeutung. Das ist einer unserer wichtigsten Vorsätze: Sich viel intensiver um qualifiziertes Personal zu bemühen. Der Mangel an Fachkräften bremst uns nämlich derzeit am meisten aus.
Das Interview führte Miriam Mirza.

Über den Autor
Die Journalistin Miriam Mirza hat Germanistik und Anglistik studiert und arbeitet als Fachredakteurin für das Magazin E-HEALTH-COM.
