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Miriam-Mirza

Anschluss der Krankenhäuser an die Telematikinfrastruktur

Der Anschluss an die Telematikinfrastruktur ist in vollem Gange. Ca. 50.000 Anbindungen sogenannter Einbox-Konnektoren verzeichnete die gematik Anfang Januar. Für den Anschluss der Krankenhäuser könnten jedoch Software-Konnektoren geeigneter sein, über die man mehrere Kartenterminals parallel anbinden könnte. Diese sind derzeit noch nicht zugelassen, was die Krankenhäuser vor ein Dilemma stellt.

Der Anschluss an die Telematikinfrastruktur (TI) ist in vollem Gange. Alexander Beyer, gematik-Geschäftsführer, erklärte kürzlich in einem Interview gegenüber dem Magazin E-HEALTH-COM, dass die gematik mit Stand Anfang Januar circa 50.000 Anbindungen verzeichnete. Mittlerweile kann zwischen Konnektoren (die in den Praxen verwendeten werden auch Einbox-Konnektoren genannt) von vier Anbietern ausgewählt werden. Es sei davon auszugehen, dass die verbleibenden Praxen jetzt zügig angebunden werden können, so der gematik-Geschäftsführer.

Eine positive Entwicklung also. Doch wie sieht es bei den Krankenhäusern aus? Von diesen binden derzeit einige ihre Ambulanzen und MVZs an die TI an. Dabei nutzen sie die vier im Moment dafür zugelassen Konnektoren.

Krankenhäuser brauchen andere Konnektoren

Für Krankenhäuser könnten jedoch andere Konnektoren viel geeigneter sein: Viele Experten sind nämlich der Meinung, dass es für Kliniken zum Beispiel Software-Konnektoren geben sollte, über die man viele Kartenterminals parallel anbinden könnte. Das Problem dabei waren die Anforderungen des Bundesamts für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI), die nach Expertenmeinung zunächst nur mit Hardware-Konnektoren zu erfüllen waren.

Entwicklungen, die die Verwendung von einzelnen Konnektoren überflüssig machen, gibt es bereits. Die Lösung ist ein Konnektor-Hosting, bei dem bis zu achtzig Hardware-Konnektoren mit einer Management-Software zusammengeschaltet werden. So ein Konnektornetzwerk könnte im Rechenzentrum des Krankenhauses angesiedelt sein. Der Vorteil: Je nach der Anzahl der vernetzten Konnektoren und je nach gewünschter Redundanz könnten bis zu 3.000 Kartenterminals angeschlossen werden. Deren Anbindung würde mittels VPN-Tunnel erfolgen. Diese Lösung wäre für Krankenhäuser praktikabler.

Finanzierungsvereinbarung vom Spätsommer 2018

Was die grundsätzliche Finanzierung angeht, so hatten sich die gesetzliche Krankenversicherung (GKV) und die DKG auf ein mehr als 400 Millionen Euro schweres Finanzierungspaket für die Ausstattungs- und Betriebskosten im Rahmen der Einführung und des Betriebs der TI geeinigt (gemäß § 291a Abs. 7a SGB V ab Oktober 2018). Dabei wurden Pauschalen festgelegt. Diese umfassen die Kosten für die Ausstattung der Krankenhäuser mit Konnektoren, Kartenterminals sowie den benötigten digitalen Zertifikaten. Darüber hinaus beinhalten die Pauschalen die Kosten für den Fall, dass durch den Anschluss an die TI die Infrastruktur der Kliniken, die Software oder Betriebskonzepte angepasst oder geändert werden müssen. Die Kosten für den Betrieb der TI wurden auf 18 Millionen Euro festgelegt.

Die Finanzierungsvereinbarung umfasst für Krankenhäuser auch medizinische Anwendungen. Derzeit verhandelt die gematik mit der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG) und den Konnektor-Herstellern, wie eine Lösung für Rechenzentrums-Konnektoren und deren Zulassung aussehen könnte.

Krankenhäuser im Dilemma

Dass solche Konnektoren derzeit noch nicht zugelassen wurden, stellt die Krankenhäuser vor ein Problem, auf das noch im September 2018 der Verband der Krankenhaus-IT-Leiter hinwies: Die Vereinbarung sieht eine einmalige Finanzierung der Ausstattung einer Klinik vor. Sollte etwa eine Auf- oder Umrüstung oder gar der Austausch von Geräten notwendig werden, müssten die Krankenhäuser die Kosten dafür selbst tragen. Entweder binden sie also erste Einheiten in der Klinik über die aktuell zugelassenen Einbox-Konnektoren an die TI an oder sie spielen auf Zeit und riskieren, so lange zu warten, bis andere Konnektoren zugelassen wurden.

Alle Unklarheiten sind also noch nicht beseitigt. Weitere Verhandlungen werden wohl folgen.

Miriam Mirza

Über den Autor

Die Journalistin Miriam Mirza hat Germanistik und Anglistik studiert und arbeitet als Fachredakteurin für das Magazin E-HEALTH-COM.

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